Thema: Recht und Ökonomie

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Wir haben es satt: Gesundes Essen darf kein Luxus sein!

Die Diakonie Deutschland fordert eine aktive Armutsbekämpfung. Dazu gehört auch eine gesunde und nachhaltige Ernährung. Darum beteiligte sich die Diakonie Deutschland erstmalig an der Demonstration für eine sozial-ökologische Agrar- und Ernährungswende "Wir haben es satt!" am 17. Januar .

Maria Loheide:
"Immer mehr Menschen können sich aufgrund von geringen Einkommen oder Armut nicht für nachhaltige und gesunde Lebensmittel entscheiden. Menschen mit wenig Geld sind unfreiwillig auf Dumpingpreise und Discounter angewiesen, auf unökologisch und unsozial hergestellte Lebensmittel. Das schadet ihnen, das schadet den Produzent:innen und das schadet der Umwelt. Das ist in einem reichen Land wie Deutschland traurige Realität. Unsere Berechnungen zeigen: Der Regelsatz reicht nicht aus, sich nach den Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gesund zu ernähren. Ökologische Kriterien sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt."

Die Diakonie Deutschland erwarten, dass jeder Mensch in unserem Sozialstaat ausreichend Mittel zur Verfügung hat, sich ausgewogen, gesund und nachhaltig zu ernähren. "Gesundes Essen darf kein Luxus sein. Soziale und ökologische Fragen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Sozialleistungen und Einkommen müssen hoch genug sein, damit alle an der sozial-ökologischen Agrar- und Ernährungswende teilhaben können. Deshalb setzen wir uns gemeinsam mit den Unterstützer:innen der Kampagne 'Meine Landwirtschaft' für eine sozialgerechte Agrar- und Ernährungswende ein."

Hintergrund

Berechnungen der Verteilungsforscherin Dr. Irene Becker im Auftrag der Diakonie zeigen, dass der Regelsatz nicht ausreicht, sich nach den Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gesund zu ernähren. Auch die Einführung des Bürgergelds und die Erhöhung der Regelsätze zum 1. Januar 2023 hat diese Situation nicht geändert. Die 50-Euro-Erhöhung gleichen die inflationsbedingten Preissteigerungen nur zum Teil aus, die bisherigen Lücken bei der Regelsatzermittlung werden fortgeschrieben. Berechnungen des DIW zeigen, dass eine Erhöhung um 100 Euro nötig gewesen wäre, um die Inflation für die Ärmsten voll auszugleichen. Eine ausgewogene, nachhaltige Ernährung ist so für viele Menschen nicht möglich.

Gleichzeitig ist das derzeitige Agrar- und Ernährungssystem auch für die Produzent:innen nicht tragbar. Deshalb hat die Diakonie Deutschland gemeinsam mit der Kampagne "Meine Landwirtschaft" und einem breiten Bündnis Organisationen aus Landwirtschaft, Sozialbereich, Lebensmittelhandwerk, Gewerkschaften, Eine-Welt-Organisationen, Tierschutz-, Klima- und Erwerbslosen-Bewegung den "6-Punkte-Plan für sozial gerechte Agrarwende und gutes Essen für alle" erarbeitet, um zu zeigen, was sich ändern muss.

Weitere Informationen

Redebeitrag Maria Loheide

Als Vorständin für Soziales der Diakonie Deutschland beobachte ich täglich: Immer mehr Menschen haben aufgrund von geringen Einkommen oder Armut nicht die Möglichkeit, sich für nachhaltige und gesunde Lebensmittel zu entscheiden. Darum fordern wir eine aktive Armutsbekämpfung. Gesunde und nachhaltige Ernährung müssen für alle möglich sein!

Soziale und ökologische Fragen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Menschen mit wenig Geld sind unfreiwillig auf Dumpingpreise und Diskounter angewiesen, auf unökologisch hergestellte Lebensmittel. Millionen Menschen können nicht nachhaltig konsumieren. Das schadet ihnen, das schadet den Produzent:innen und das schadet der Umwelt. Wir brauchen ein angemessenes Einkommen für alle Menschen, damit sie sich gesund und ökologisch ernähren können.

Bereits vor dem Krieg in der Ukraine und der daraus resultierenden Inflation war eine ausgewogene Ernährung für viele Menschen mit geringem Einkommen kaum möglich und bezahlbar.

Unsere Berechnungen zeigen: der Regelsatz reicht nicht aus, sich nach den Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gesund zu ernähren. Ökologische Kriterien sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt. Armut macht krank, Armut schadet Menschen und Umwelt, auch in Deutschland – das ist ein Skandal!

Durch die Preissteigerungen der vergangenen Monate sind noch mehr Menschen in Not geraten. Sie stellen sich täglich die Frage, wie sie sich ausreichend und ausgewogen ernähren können.

Der große Andrang bei den Tafeln zeigt, wie prekär die Situation für viele Menschen ist. Aber: Lebensmittel zu verteilen, die sonst vernichtet würden, reicht nicht. Jeder Mensch muss die Mittel zur Verfügung haben, sich ausgewogen, gesund und nachhaltig zu ernähren!

Die Erhöhung der Regelsätze um 50 Euro zum 01. Januar reicht nicht. Sie gleicht nicht einmal die Inflationsrate aus. Hier muss die Politik deutlich nachbessern!

Deshalb fordern wir: Sozialleistungen und Einkommen müssen hoch genug sein. Jeder Mensch muss sich für gesunde und nachhaltige Lebensmittel entscheiden können.