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Flucht – Asyl – Menschenhandel

Erklärung der Teilnehmerinnen des bundesweiten Vernetzungstreffens der evangelischen Fachberatungsstellen gegen Menschenhandel

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Wir, 20 Mitarbeiterinnen von evangelischen Fachberatungsstellen für Betroffene des Menschenhandels zur sexuellen Ausbeutung aus ganz Deutschland haben uns vom  4. bis 5. Juni 2018 zu unserem Vernetzungstreffen „Flucht – Asyl – Menschenhandel“ in Soest getroffen.

Wir stellen fest:

  • Menschenhandel in die Prostitution ist sexuelle Gewalt und ein Straftatbestand im Sinne des Strafgesetzbuches. Von diesem Verbrechen sind insbesondere Frauen betroffen.
  • Migrantinnen, die aufgrund von eklatanter Armut und Perspektivlosigkeit in den Herkunftsländern nach Deutschland kommen, sind in allen Phasen des Migrationsprozesses gefährdet, als Opfer des Menschenhandels zur Prostitution gezwungen zu werden.
  • Die Anzahl von westafrikanischen Frauen ist in den Beratungsstellen für Opfer von Menschenhandel in Deutschland drastisch gestiegen.
  • Der Menschenhandel zur Ausbeutung der Arbeitskraft, zur Zwangsbettelei, zu erzwungenen kriminellen Handlungen, zur Adoption und zum Organhandel wird zunehmend als Problem wahrgenommen.
  • Besonders verwerflich ist die sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen.
  • Es gibt gute Präventionsprojekte in vielen Herkunftsländern, die aufgrund fehlender Finanzmittel nicht flächendeckend arbeiten können. Zudem werden gerade ländliche Regionen außerhalb der Ballungsräume nur selten erreicht.
  • Wir setzen uns ein für notwendige rechtliche Verbesserungen für Opfer von Menschenhandel bezogen auf Schutz- und Aufenthaltsregelungen in Deutschland.

Wir fordern bundesweit:

  • die finanzielle und personelle Absicherung der Arbeit der spezialisierten Beratungsstellen für Opfer von Menschenhandel, insbesondere die Finanzierung eines Personalschlüssels, der den gestiegenen Klientinnenzahlen angepasst ist;
  • eine einheitliche Anwendung bestehender Gesetze und Richtlinien insbesondere zur Bedenk- und Stabilisierungsfrist für Opfer von Menschenhandel sowohl für EU-Bürgerinnen als auch für die geflüchteten Frauen;
  • angemessene Ressourcen für polizeiliche Ermittlungs- und Vernetzungsarbeit;
  • die internationale Zusammenarbeit zwischen den zuständigen Strafverfolgungsbehörden zur konsequenten Strafverfolgung von Täterinnen und Tätern in Deutschland und den Herkunftsländern;
  • eine ausreichende Anzahl von Sonderbeauftragten für Opfer von Menschenhandel bei allen Außenstellen des BAMF;
  • die bundesweite Einführung der Befragung und Entscheidung durch Sonderbeauftragte für Opfer von Menschenhandel bei Hinweisen auf Betroffenheit von Menschenhandel;
  • einen gesicherten Aufenthalt für von Menschenhandel Betroffene in Deutschland unabhängig von ihrer Aussagebereitschaft;
  • die konsequente Anwendung der rechtlichen Möglichkeiten zum Schutz und zur Opferentschädigung bei allen Formen des Menschenhandels;
  • die Einhaltung bundeseinheitlicher Standards zum Schutz von vulnerablen Flüchtlingsgruppen, insbesondere von Frauen und Kindern in den EAE, ZUE und kommunalen Unterkünften für Flüchtlinge;
  • die verpflichtende Schulung des Personals von Flüchtlingseinrichtungen zur Identifizierung von Opfern von Menschenhandel;
  • den Aus- und Aufbau von sicheren Schutzräumen für  Betroffene des Menschenhandels außerhalb der Flüchtlingsgruppe;
  • eine langfristige gesicherte Förderung der Projekte mit Projektmitteln „Empowerment von Flüchtlingsfrauen“ und anderer Förderprogramme;
  • die Bundesregierung auf, sich international für eine Politik einzusetzen, die den Schutz der Opfer stärkt.

Wir fordern von den Ländern der Europäischen Gemeinschaft:

  • die Förderung der grenzübergreifenden Netzwerkarbeit. Diese ist für die Beratungsstellen für Betroffene des Menschenhandels außerordentlich wichtig. Wissenstransfer, Dialog und Voneinander lernen müssen einem isolierten Arbeiten entgegenwirken;
  • Menschenhandel auf dem Migrationsweg in Afrika und Europa effektiv zu bekämpfen

Wir fordern von unseren Kirchen:

  • sich intensiver mit der Thematik auseinanderzusetzen sowie Fachberatungsstellen zur Prävention von Menschenhandel und für Opfer von Menschenhandel einzurichten.

Verantwortlich:

Pfarrerin Birgit Reiche - Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V., Leiterin der Fachberatungsstelle NADESCHDA, Feldmühlenweg 19, 59494 Soest, reiche @frauenhilfe-westfalen.de

Kontakt und Rückfragen

Johanna Thie - Diakonie Deutschland, Arbeitsfeld Hilfen für Frauen, Zentrum Familie, Bildung und Engagement, Telefon 030 652 11-1677|, johanna.thie@diakonie.de | www.evangelische-beratung.info.

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