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Praktikum in der Brüsseler Dienststelle

Lust auf ein Praktikum bei der Diakonie in Brüssel? Maja Schäfer, Referentin in der Kommunikationsabteilung, hospitierte 2016 vier Wochen in der Dienststelle. Ein Erfahrungsbericht.

Bei zwei Fortbildungen zum Thema Sozialarbeit in New York und London hatte ich erste Einblicke in die Sozial- und Gesundheitssysteme anderer Ländern erhalten. Nun interessierte es mich, das Thema auf einer übergeordneten Ebene weiterzuverfolgen: Wie lassen sich die Systeme vergleichen? Was passiert, wenn man versucht, verschiedene Systeme miteinander abzustimmen? Warum ist es so schwierig, Menschen in benachbarten Ländern eine gleichwertige und gute gesundheitliche und soziale Absicherung zu verschaffen? Was tut die Diakonie, um die deutschen Standards zu sichern und von anderen Ländern zu lernen?

Veranstaltungen

Ich bekam die Gelegenheit, an zahlreichen Veranstaltungen im EU-Kontext teilzunehmen und Vermerke für den Verteiler von Katharina Wegner darüber zu schreiben. Ein Highlight war für mich der Termin zum Projekt InTouch – Integration von Geflüchteten in das Bremer Hochschulsystem. Der geflüchtete Syrer Youssef Fakie berichtete, wie er als Akademiker von der Uni Bremen zunächst die Möglichkeit bekam, die Bibliothek und das WLAN zu nutzen und an Seminaren teilzunehmen, und nun zwei Jahre später ein vollwertiges BWL-Studium aufzunehmen. Mich beeindruckte, mit welchem Engagement und Optimismus die Verantwortlichen der Universität und der Stadt Bremen und auch der Geflüchtete selbst neue Wege beschritten und auf den ersten Blick Unmögliches möglich machten.

Nicht minder interessant war die Veranstaltung "Kroatien hat gewählt", bei der der charismatische Brüssel-Korrespondent der kroatischen Tageszeitung Jutarnji List, Augustin Palokaj, eine Analyse der Wahlergebnisse in seinem Land lieferte und berichtete, welche großen Hoffnungen in Bezug auf die europäische Zusammenarbeit auf der neuen Regierung dort ruhen. Außerdem nahm ich unter anderem am ersten Netzwerkmeeting der Grundrechteagentur der EU mit Organisationen der Zivilgesellschaft, an der Preisverleihung des Young Europeans Awards sowie einer Filmvorführung und Podiumsdiskussion der UNO zum Thema "Das Fahrrad im städtischen Raum" teil.

Einblicke in die Arbeit anderer Mitarbeiter 

In Meetings mit anderen Mitarbeitern in der Rue Joseph II  konnte ich mir ein Bild davon machen, welche Arbeit Diakonie-nahe Akteure in Brüssel leisten, und Ideen für meine Arbeit bei der Diakonie Deutschland mitnehmen. Hauptthema für alle war während meiner Anwesenheit die Europäische Säule sozialer Rechte, zu der so genannte Konsultationen erarbeitet werden mussten. Unter anderem habe ich mit Mitarbeitern aus dem Brüsseler Büro der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der gemeinsamen Servicestelle für EU-Fördermittel und -projekte von EKD und Diakonie Deutschland, der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland, der Johanniter International und von Eurodiaconia zusammengesessen und in einem Testdurchlauf für einen Workshop der Servicestelle über die Logframe-Methode im Projektmanagement mitgewirkt.

Besonders beeindruckt hat mich das länderübergreifende EU-Förderprojekt der Johanniter International, die mit 25 Mitarbeitern in 4 EU-Staaten (Belgien, Österreich, Niederlande, Spanien) eine Online-Gesundheitsplattform mit App aufbauen, auf der Senioren, Angehörige, ambulante Pflegekräfte und Ehrenamtliche zusammenfinden können, um das Leben im Kiez für pflege- oder hilfebedürftige Senioren zu ermöglichen und zu erleichtern.

Fazit

Nach vier Wochen in der Brüsseler Dienststelle habe ich einige prägende Erkenntnisse und Erlebnisse mitgenommen. So habe ich zum allerersten Mal in meinem Leben einen Blazer getragen (mit 39 Jahren!) und mich nicht so unwohl darin gefühlt wie befürchtet.

Ich habe gelernt, wie der notwendige diplomatische Umgang mit Netzwerkkolleg*innen aus verschiedensten Nationen und Organisationen funktioniert. Und wie wichtig es dabei ist, die Eigenheiten und Bedürfnisse jeder/s Einzelnen zu kennen und darauf einzugehen.

Beim Einführungsgottesdienst für das neue Pastorenehepaar konnte ich einen Einblick in die Deutsche Evangelische Gemeinde in Brüssel erhalten.

Sehr gefallen hat mir die offene Art der Menschen, die mir in Brüssel begegnet sind. Da es eine Stadt ist, in der sich viele Menschen nur eine begrenzte Zeit lang als Praktikanten oder auf Karriere-Zwischenstation aufhalten, machen sie es einem leicht, neue Kontakte zu knüpfen, weil sie selbst noch nicht vergessen haben, wie es ist, neu in Brüssel zu sein. Die internationale Mischung von Menschen, die vielen verschiedenen Sprachen bei EU-Terminen ebenso wie in der U-Bahn, haben mich sehr inspiriert.

Bewerbungen für ein Praktikum bitte an:

Katharina Wegner

Beauftragte der Diakonie Deutschland bei der EU

+32 (0) 22821040

eu-vertretung@diakonie.de