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Einmal arm, immer arm? Sozialpolitik braucht einen Kurswechsel

Diakonie-Zitat, Berlin, den 12. Mai 2021

Das Kabinett will heute den 6. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung verabschieden. Er zeigt: Die Armut in Deutschland hat sich massiv verfestigt.

Zu den Ergebnissen des Armuts- und Reichtumsberichts erklärt Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland:

"Einmal arm heißt meist immer arm. Die Haushalte im unteren Drittel haben kaum eine Veränderungsperspektive. Bei den ärmsten zehn Prozent ändert sich auch generationenübergreifend nichts mehr an ihrer Situation. Die Wenigsten schaffen es, die Armut zu überwinden. Ein Fünftel der Menschen in Deutschland lebt inzwischen in einer vollautomatischen Drehtür zwischen befristeten Jobs, Selbstständigkeit, prekärer Beschäftigung und wiederholtem Sozialleistungsbezug.

Darum müssen wir auch in der Sozialpolitik über Nachhaltigkeit sprechen. Wir brauchen jetzt neben der ökologischen auch eine sozialpolitische Wende. Dabei geht es um soziale Mobilität: eine reelle Chance, mit Hilfe einer wirksamen und förderlichen Infrastruktur nachhaltige Wege aus der Armut zu finden.
Sozialpolitische Stagnation bedroht unsere Gesellschaft genauso wie der Klimawandel. Darum steht jetzt eine Verbesserung der Aufstiegschancen für alle auf der sozial- und bildungspolitischen Agenda - es braucht eine Infrastruktur, die allen Menschen offensteht, damit sie nicht nur räumlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B, sondern auch sozial von Unten nach Oben kommen können."

Die Diakonie Deutschland hatte bereits Ende März ein Konzept vorgelegt, um die existenzsichernden Hilfen grundlegend neu zu gestalten. Statt auf Sanktionen setzt die Diakonie auf Förderung, Motivation und flächendeckende professionelle Beratung.

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